Stichwort Dr. Google: Immer mehr Menschen informieren sich online über potenzielle Krankheiten, was wiederum Gefahren mit sich bringen kann. Aber welche Chancen sehen Sie hier?

Die große Chance ist, dass mehr Informationen bei der Bevölkerung ankommen. Das hat aber nur dann positive Effekte, wenn die Informationen evidenzbasierend und gut aufbereitet sind, sodass man sie auch als PatientIn gut verstehen kann.

Sie bieten mit MeinArztOnline eine Plattform an, die die Kommunikation zwischen Arzt und Patient erleichtert. Was steckt dahinter?

Viele Erfahrungen von ÄrztInnen und PatientInnen! Wenn man etwa versucht, einen Arzt telefonisch zu erreichen, um sich so einen Besuch in der Ordination zu ersparen, ist das gar nicht so einfach. Das war der Anlass dazu, eine Plattform zu schaffen, welche die Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessert.

Über unsere Plattform funktioniert das sehr einfach. Man verbindet sich mit seinem Arzt und kann dann Fragen stellen, Befunde oder Blutzuckertagebücher austauschen, Rezepte für die Dauermedikation bestellen oder Termine vereinbaren. Eine Antwort bekommt man dann in einem definierten Zeitraum, das System ist allerdings nicht für Notfälle gedacht.

Schauplatz überfüllte Arztpraxen: Wann und warum macht diese Art der Kommunikation Sinn – sprich: digital statt oder zusätzlich zu persönlicher Kommunikation?

Unser Ziel ist es, PatientInnen unnötige Arztbesuche zu ersparen. Wenn man ein Dauerrezept oder eine Überweisung benötigt, einen unauffälligen Befund bespricht oder nur eine kurze – aber wichtige – Frage hat, geht das auch online. Vor allem für Diabetiker, die sehr oft zum Arzt müssen, ist das eine Erleichterung. Gleichzeitig können so auch die Arztpraxen entlastet werden.

Das heißt, über die Plattform lassen sich auch Krankheiten wie Diabetes „managen“, unter anderem auch in Kombination mit einer App?

Genau! Wir sind nicht die hundertste Blutzucker-App, sondern uns geht es um die Kommunikation. Wir integrieren die besten Apps, um die Daten – wie etwa Blutzuckermessungen – dem Arzt zu übermitteln. Auf unserer Plattform geht es aber zum Beispiel darum, ein Rezept-Abo zu bekommen. Der größte Vorteil ist sicher, dass man den Arzt nicht nur alle drei Monate etwas fragen kann, sondern einfach auch zwischendurch.

Wenn man ein Dauerrezept oder eine Überweisung benötigt, einen unauffälligen Befund bespricht oder nur eine kurze – aber wichtige – Frage hat, geht das auch online. Vor allem für Diabetiker, die sehr oft zum Arzt müssen, ist das eine Erleichterung.

Etwa, wenn die neue Therapie nicht die gewünschten Effekte zeigt oder die Werte während einer stressigen Phase oder bei Krankheit nicht in den Griff zu bekommen sind. Natürlich kann man nicht alles online durchführen. Die Plattform ersetzt keine Untersuchungen und auch nicht das persönliche Gespräch, um eine gute und vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung aufzubauen.

Die Online-Kommunikation ersetzt nur unnötige Arztbesuche und ist somit ein Zusatz. Patienten können übrigens auch ihre Ärzte auf das Thema Online-Betreuung ansprechen und ihren Ärzten auch unsere Plattform empfehlen, um so eine intensivere und moderne Betreuung zu erhalten.

Wir haben jetzt über die Patienten-Perspektive gesprochen. Wie sieht die Vernetzung seitens der Ärzte aus?

Der Vorteil unserer Plattform ist, dass es auch für den Arzt und Diabetesberater sehr einfach ist und er zeitlich und örtlich flexibel arbeiten kann. Die Online-Betreuung ist eher ein Zusatz, aber die Ressourcen sind begrenzt. Das heißt, Ärzte müssen unterstützt werden, damit die Betreuung so effizient wie möglich umgesetzt werden kann. Unsere App heißt ja MeinArztOnline, das heißt, dass bei uns nicht Ärzte in der Zentrale sitzen und Fragen beantworten.

Das Ganze funktioniert über kostenpflichtige Betreuungspakete, die nur zwischen behandelndem Arzt und Patienten abgeschlossen werden können. Aktuell gibt es in Österreich leider nur bei der Eisenbahner-Versicherung eine Erstattung für Telemedizin. Wir wissen aber, dass das Disease Management generell in Richtung Telemedizin geht und bald auch mehrere Abrechnungspositionen für diese Art der Betreuung verfügbar sein werden.

Welche (technischen) Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft, vielleicht gerade auch im Bereich der Diabetes-Prävention? 

Von der Prävention von Diabetes sind wir glaube ich noch weit weg. Wir sind eher bei der Prävention von Spätfolgen bereits Erkrankter. Die Technologie und ein entsprechendes Management spielen dafür sicherlich eine große Rolle. Es gibt sehr gute Medikamente, tolle Blutzuckermessgeräte und Insulinpumpen, da tut sich sehr viel.

Vieles, was theoretisch möglich wäre, wird aber leider praktisch noch nicht angewandt. Durch ein effektives Management könnte diese Situation deutlich verbessert werden, beispielsweise durch digitale Behandlungspfade, Erinnerungen für Kontrollen und intensivere Betreuung auch außerhalb der Ordination!