Noch gibt es für Österreich keine genauen Zahlen bezüglich von Burnout Betroffenen bzw. Gefährdeten, eine Unterschätzung der Problematik ist allerdings sehr wahrscheinlich, da ein Burnout ja salonfähig geworden ist. Bei oberflächlicher Betrachtungsweise sagt es jedoch nichts anderes über den Betroffenen aus, als dass er sich so massiv für seinen Job, sein Unternehmen engagiert hat, dass er krank geworden ist.

Deshalb ist das Burnout-Syndrom wohl in den letzten zehn Jahren zu einer hoch attraktiven und häufig gestellten Diagnose geworden. Begriff, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten des Burnout blieben dabei jedoch oft diffus und Kritiker traten auf den Plan, die von Medienhype und einer Modeerscheinung sprachen, mit der sich die Erfolgreichen paradoxerweise geradezu zu schmücken scheinen. Diesem Eindruck muss professionell entgegen getreten, der Leidensdruck der tatsächlich von Burnout Betroffenen wieder in den Mittelpunkt der Debatte gestellt werden.

Burnout – ein Kontinuum zwischen „ganz gesund“ und „ganz krank“

Gerade in den Frühstadien des Burnout, die sich in chronischer Müdigkeit, Erschöpfung, Langeweile, Zynismus und Gleichgültigkeit äußern, ist in der Regel noch nicht von einer Krankheit zu sprechen. Andererseits ist im Vollausprägungsgrad mit deutlichen Zeichen einer Depression, totaler Erschöpfung und psychosomatischen Beschwerden ganz ohne Zweifel eine Krankheit im engeren Sinn zu diagnostizieren.

Dazwischen gibt es mannigfache Übergangsstadien, die sich in der Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, in Konfliktverdrängung, Werteumdeutungen, Problemverleugnung, Entfremdung und zunehmendem sozialem Rückzug zeigen, bei denen es im Einzelfall durchaus schwerfallen kann, sicher festzustellen, ob nun ein Burnout vorliegt oder nicht.

Burnout und Depression

In jedem Fall ist aber zu prüfen, ob das Leiden unter einem Burnout nun schon eine Krankheitswertigkeit erreicht hat oder nicht. Als Wegweiser kann dabei einerseits der Ausprägungsgrad des Leidens und andererseits das jeweils bestehende Symptommuster dienen. So sprechen z.B. deutliche Zeichen einer Depression sehr für das Vorhandensein einer Krankheit.

Burnout ist per se kein Krankheitszustand, sondern ein Prozess, der im Gesunden beginnt und in Zuständen schweren psychischen und körperlichen Krankseins endet.

Umgekehrt erlaubt das Fehlen derselben noch nicht den Ausschluss eines Krankheitsgeschehens. Natürlich liefert das etwaige Vorliegen einer Funktionsbeeinträchtigung wichtige Hinweise darauf, ob die Betroffenen nun schon an einem Krankheitszustand leiden oder nicht. Entscheidend für die Zuordnung zur Krankheit ist aber der mit der Störung verbundene Verlust von Freiheitsgraden bzw. der Autonomieverlust.

Psychopathologische Phänomene unterscheiden sich von normal-psychologischen ja nicht so sehr in ihrer Qualität, sondern vielmehr in ihrer Quantität, Dauer und im Kontext ihres Auftretens und vor allem in ihren Auswirkungen auf Funktionstüchtigkeit und Handlungsfreiheit der davon Betroffenen.

Zur Behandlung eines Burnout

Einfache Maßnahmen, wie z.B. Urlaub oder Auszeit nehmen, Wellnessaufenthalte oder Ähnliches können als Initialaktivitäten durchaus sinnvoll sein. Da das Burnout hinsichtlich seiner Pathogenese ein hochkomplexes Geschehen darstellt, ist dieser Komplexität aber auch in der Behandlung Rechnung zu tragen.

Neben klassischen psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungsansätzen haben sich im Falle des Burnout  vor allem ressourcenorientierte Behandlungskonzepte bewährt. Gerade bei der Behandlung eines Burnout, die eine große Verwandtschaft mit der Behandlung bei Arbeitssucht hat, ist es sehr entscheidend, darauf hinzuweisen, dass es im Leben noch mehr geben kann als die Zentrierung des Lebens auf die Arbeit.

Nicht mehr zu arbeiten, ist nicht das Ziel. Es geht darum, den Stellenwert der Arbeit im Lebensgefüge des Einzelnen zu analysieren und die bisherigen Wertigkeiten umzugewichten, um auf dieser Basis ein möglichst selbstbestimmtes und freudvolles Leben führen zu können.