Ich habe gelesen, Sie könnten sich kaum an den Tag Ihres Unfalls zurückerinnern. Hat sich daran in der Zwischenzeit vielleicht schon etwas geändert?

Nein, nicht wirklich. Mir haben ungefähr zwölf Stunden vor meinem Unfall in meiner Erinnerung gefehlt, von denen ich mittlerweile behaupten kann, dass ich mich nun wieder besser an dieses oder jenes zurückerinnere. Allerdings ist es nach wie vor eigentlich so, dass die ein, zwei Stunden direkt vor dem Herzstillstand zu hundert Prozent aus meinem Gedächtnis gestrichen worden sind, die Minuten des Unfalls zählen hier natürlich auch dazu.

Ich habe auch im Anschluss lediglich mit meinem Kollegen Martin Puntigam, der das Ganze aktiv miterlebt hat, ein paar Worte über den Unfallhergang verloren. Er hat mir dann erzählt, dass wir damals mit dem Auto von einer Veranstaltung im Burgenland heimgefahren wären und uns gerade sehr nett unterhalten hätten, als ich auf einmal stark zu zittern begonnen hätte. Ich hätte daraufhin auch ziemlich bald das Bewusstsein verloren. Er hat mich dann gleich aus dem Auto herausgezogen und auf einen Notfallsanitäter gewartet, der glücklicherweise auch wenige Zeit später eingetroffen und seinerseits aktiv geworden ist.

Wie hat denn Ihr Kollege Martin Puntigam in dieser Situation genau reagiert?

Er ist sofort rechts rangefahren, hat mich aus dem Auto gezogen und auf den Pannenstreifen getragen. Danach hat er umgehend Erste Hilfe geleistet und mit einer Herzmassage die Wiederbelebung begonnen, bis schließlich der Notarzt eintraf.

Würden Sie sagen, dass sein rasches Reagieren in jenem Moment den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Sterben ausgemacht hat?

Ja natürlich, das steht außer Frage. Ich muss allerdings dazu sagen, dass es wohl auch so eher schlecht um mich bestellt gewesen wäre, hätte die Rettungskette damals nicht so reibungslos funktioniert. Begonnen beim Herrn Puntigam, der in jenen Minuten genau richtig reagiert hat, bis hin zu, sowohl dem Notfallsanitäter als auch dem schnellen Weitertransport nach Wien in die Notfallstation des Allgemeinen Krankenhauses, wo man mich dann auch weiterbehandeln konnte.  

Ihr Herz stand ja mehrere Minuten still: wie ist man im Spital mit Ihnen weiter verfahren, hat man Sie ins Koma versetzt?

Ich war insgesamt zwanzig Minuten klinisch tot. Im Koma lag ich meines Wissens aber keine einzige Minute, man hat mich allerdings über mehrere Tage in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt.

Würden Sie sagen, dass sich seit dem Vorfall irgendetwas in Ihrem Leben verändert hat?

Nein, auch wenn das für Außenstehende vielleicht blöd klingen mag. Es hat sich nur insofern etwas für mich verändert, alsdass ich mir seit jenem Tag meiner eigenen Endlichkeit doch etwas stärker bewusst bin. Aber ich lebte und lebe ansonsten eigentlich sehr gesund. Ich habe damals auch meine Ärzte im AKH gefragt, ob ich vielleicht etwas an meinem Leben ändern soll, damit mir so etwas in Zukunft nicht mehr so schnell passieren kann, aber es handelte sich ja um einen Herzstillstand unbekannter Ursache.

Das heißt, es war auch kein Herzinfarkt, sondern eben ein Stillstand des Herzens. Die Ärzte haben mich dann gefragt, ob ich rauche und ich habe mit einem „Nein“ entgegnet. Danach wollten sie wissen, ob ich Alkohol trinke, und auch hier lautete meine Antwort: „Nein“. Das kann ich nämlich auch gar nicht aufgrund meiner Magenbypass-Operation. Darüber hinaus nehme ich durch diesen Eingriff auch automatisch ab. Entsprechend meinten meine Ärzte, dass ich mein Leben einfach wie bisher weiterleben sollte. Deshalb sehe ich derzeit auch keinen Bedarf, etwas daran zu ändern.

Hat sich aus medizinischer Sicht denn etwas verändert? Haben Sie nun einen Herzschrittmacher?

Herzschrittmacher habe ich keinen. Ich trage einen implantierten Defibrillator. Natürlich fühlt man sich dadurch auch sicherer. Das ist gar keine Frage. Wenn es dann doch wieder zu einem Herzstillstand kommen sollte, bin ich auf eine solche Situation nun auch wesentlich besser vorbereitet und fühle mich entsprechend entspannt. Ich habe jetzt auch nicht mehr Angst als früher, dass mir so etwas nochmal passieren könnte. Das klingt vielleicht wieder blöd, aber wenn es tatsächlich passieren sollte, dass man stirbt, dann ist dem halt so. Rückblickend ist es in meinem Fall dann offensichtlich doch eher schnell gegangen und wenn man einmal tot ist, fällt es einem bekanntlich nicht mehr auf.    

Schön, dass Sie diesem heiklen Thema immer noch mit so viel Humor begegnen können.

Natürlich. Das ist aber auch ein wichtiger Punkt, wie ich finde. Denn wenn man einmal tot ist, ist einem dieser Umstand letztlich auch egal. Das kann man im Übrigen auch genauso stehen lassen. Ich habe einmal in einem Interview gesagt und dazu stehe ich auch heute noch: „Lebendig bekommt mich der Tod nicht!“

Waren Sie Ihrerseits jemals gezwungen, Erste Hilfe bei jemand anderem anwenden zu müssen?

Nein, war ich nicht. Soweit kam es glücklicherweise noch nie. Ich kann mich zwar an eine vergleichbare Situation zurückerinnern, aber damals ist dann auch umgehend jemand zur Stelle gewesen, der zu dieser Person geeilt ist und an ihr Erste Hilfe geleistet hat. Ich bin allerdings in Erster Hilfe ausgebildet und würde es mir persönlich auch zutrauen im Notfall selbst Initiative zu ergreifen, um zu helfen, ein Leben zu retten. Ich hätte das vor meinem Unfall genauso getan, wie ich es auch jetzt danach tun würde.

Ich war immer schon jemand, der gesagt hat, dass der größte Fehler den man machen könnte, jener wäre, nicht zu helfen. Denn, falls jemandem so etwas passiert und man Maßnahmen setzt, die auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders geschickt wirken, ist das in jedem Fall immer noch besser, als man tut einfach gar nichts. Das wäre mit Sicherheit der größte Fehler, den man in einer solche Situation machen könnte.