Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie Kardiologische Abteilung, Klinikum Wels-Grieskirchen

Erhöhter Blutdruck (die Grenzwerte differieren je nach Messverfahren – siehe Infobox) ist im Allgemeinen über viele Jahre asymptomatisch und bleibt daher häufig unbemerkt, selbst wenn schon Organschäden aufgetreten sind. Gemeinsam mit anderen, oft ebenso unbemerkten oder unbeachteten Riskofaktoren wie erhöhten Blutfetten, Diabetes und Zigarettenrauchen, steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzschwäche deutlich an. Ein jährliches Blutdruck-Screening wird international empfohlen. Auf wesentliche Aspekte von Diagnose und Therapie wird im Folgenden kurz eingegangen:

Diagnose

Die Blutdruckmessung in der Ordination bleibt schon für Screening-Zwecke unverzichtbar. Da der Blutdruck während des Tages und der Nacht schon beim Gesunden, mehr noch beim Hypertoniker beträchtlich schwankt, ist eine grössere Zahl von Messwerten erforderlich, um aus den Mittelwerten die Diagnose eines Bluthochdrucks stellen zu können. Die Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie (ÖGH) empfiehlt dazu in erster Linie eine 24-Stunden-Blutdruckmessung unter Alltagsbedingungen, alternativ können auch mindestens 30 Messwerte der Blutdruckselbstmessung durch den Patienten herangezogen werden. Voraussetzung dafür ist eine adäquate Einschulung und die Verwendung eines geprüften Gerätes. Zur Steuerung einer etwaigen Therapie ist die Blutdruckselbstmessung ideal geeignet.

Als ersten Schritt müssen wir das Bewusstsein für Bluthochdruck in Österreich verbessern!

Abklärung des individuellen Risikos für Herzkreislauferkrankungen

Neben der Höhe des Blutdrucks ist das Vorliegen von zusätzlichen Risikofaktoren (Alter, erhöhtes Cholesterin, Rauchen, Übergewicht, Diabetes, familiäres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen) sowie der Nachweis von asymptomatischen Organschäden (Herzmuskelverdickung, erhöhte Gefäßsteifigkeit, Plaques der Halsschlagader oder vermehrte Eiweissausscheidung über die Nieren) für das individuelle kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko bedeutsam und entscheidet über die Notwendigkeit einer nichtmedikamentösen und/oder medikamentösen Therapie.

Therapie

Als Basis jeder Behandlung werden Allgemeinmaßnahmen empfohlen. Mit einer Gewichtsreduktion (bei Übergewicht) von 5 kg kann im Durchschnitt eine Blutdrucksenkung von 4,4/3,6 mm Hg erzielt werden, im Einzelfall sogar deutlich mehr. Eine Reduktion der Kochsalzzufuhr auf 5-6  g/Tag senkt den Blutdruck im Mittel um 5/3 mm Hg. Regelmäßiges Ausdauertraining und eine Diät reich an Obst, Gemüse, fettarmen Milchprodukten und Fisch runden die Lebensstilmaßnahmen ab. Erhöhter Alkoholkonsum (mehr als 30 g/Tag bei Männern, mehr als 20 g/Tag bei Frauen; das entspricht ungefähr 3 bzw. 2 Seidel Bier) erhöht ebenfalls den Blutdruck.
Zusätzlich stehen heute mehrere gut wirksame und gut verträgliche Medikamentengruppen zur Behandlung des Bluthochdrucks zur Verfügung. Die meisten davon können auch miteinander kombiniert werden, sodass eine bessere Wirkung möglich wird, ohne vermehrte Nebenwirkungen befürchten zu müssen. In vielen großen Untersuchungen wurde der Nutzen einer solchen Behandlung zweifelsfrei bewiesen, das Risiko für das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Herzkreislauferkrankungen kann deutlich reduziert werden.
Sowohl Lebensstiländerungen als auch Medikamenteneinnahme müssen meist über Jahre konsequent durchgeführt werden, was nicht immer einfach ist. Die Compliance bzw. Adhärenz zu den ärztlichen Empfehlungen setzt eine ausreichende Schulung, Motivation und Einbeziehung des Patienten voraus.

Forschung

Die ÖGH unterstützt mehrere nationale und internationale wissenschaftliche Projekte, die unter anderem die interventionelle Behandlung des Bluthochdrucks (Stichwort “Nierenarteriendenervierung”), die Gefäßelastizität (Stichwort “Gefäßalter”) und die medikamentöse Kombinationstherapie zum Thema haben.

Info
Die Grenze zum Bluthochdruck liegt bei 140/90 mm Hg in der Arztmessung, 130/80 mm Hg in der 24 Stundenmessung, 135/85 mm Hg in der Selbstmessung (jeweils Mittelwerte aus zahlreichen Einzelmessungen).