Ein Mensch, der mit 10 Jahren als Typ-1-Diabetiker manifestiert hat, wird bis zu seinem 30. Lebensjahr rund 50.000 Mal den Blutzucker kontrolliert haben. Bis er hoffentlich 70 Jahre alt geworden ist rund 150.000 Mal. Jede einzelne Messung erfordert eine kleine Menge Blut und stellt eine Verletzung im sensiblen Bereich der Finger dar. Über die Jahre führt das bei vielen Betroffenen zu lokalen Veränderungen, die für die PatientInnen unangenehm bis schmerzhaft einerseits sind und andererseits die natürliche Compliance hinsichtlich der Zahl der Messungen beeinflussen.

Hinzu kommt die an und für sich schwierige Lebenssituation von berufstätigen oder sportlich aktiven Menschen mit Typ-1-Diabetes. Viele dieser blutigen Messungen müssen in der Öffentlichkeit stattfinden – am Arbeitsplatz, in der Betriebskantine, im Restaurant, beim Mountainbiken oder Schifahren usw. Die Messungen erfordern das ständige Mitführen einer umfangreichen Ausrüstung: Messgerät, Teststreifen, Lanzetten zur Blutgewinnung und Tupfer.

Trotzdem nur inkomplette Information

Trotz all diesem Aufwand stellen die 6-10 Blutzuckermessungen pro Tag jedoch nur einige Momentaufnahmen eines 24 Stunden dauernden, oft sehr variablen Blutzuckerverlaufes dar.

  • Es gab für Menschen mit Diabetes bislang nicht die Möglichkeit, den Glukosespiegel schmerzfrei, unauffällig und unblutig zu jeder Zeit und in jedem Intervall zu messen.
  • Es gab bislang nicht die Möglichkeit, mit einer Kontrolle am Morgen auch den nächtlichen Verlauf des Blutzuckers sofort zu sehen.
  • Es gab bislang nicht die Möglichkeit, die kontinuierlich gemessene Glukose im Zeitverlauf graphisch darzustellen. Es gab bislang nicht die Möglichkeit, ohne relevanten Aufwand alle Hypoglykämien einfach zu detektieren.

Der Fortschritt

Mittlerweile stehen tatsächlich die ersten Vertreter einer neuen Generation von Messgeräten zur Verfügung. Mit dieser Technik wird die blutige Kontrolle des Blutzuckers auf wenige Ausnahmesituationen reduziert. Im Alltag wird der Zucker ganz unblutig von einem Sensor gemessen, der am Oberarm getragen wird und dort für 14 Tage verbleiben kann. Dieser Sensor misst die Glukosekonzentration kontinuierlich und speichert Daten von bis zu 8 Stunden. Ausgelesen werden die aktuelle Glukosekonzentration wie auch die gespeicherten Daten mittels NFC (Near Field Communication).

Die Möglichkeit der unblutigen, kontinuierlichen Messung der Glukose stellt für Menschen mit Typ-1 Diabetes einen Meilenstein für das Management der Erkrankung dar.

Dazu genügt es, mit einem zigarettenschachtelgroßen Lesegerät an dem Sensor vorbeizustreichen. Das funktioniert durch die Kleidung völlig unauffällig und so oft es der Betroffene möchte. Er erhält dann ein Readout der aktuellen Glukosekonzentration sowie eine Trendanalyse, wie sich der Blutzucker in der letzten Zeit entwickelt hat. Außerdem werden die Daten der letzten 8 Stunden ausgelesen, gespeichert und in eine komplexe Auswertung überführt, die zum Teil am Gerät und im Detail via Computer dargestellt werden kann. Auch das stellt natürlich einen deutlichen Fortschritt für Betroffene, aber auch die behandelnden ÄrztInnen dar.

Dieser technologische Fortschritt kann nicht nur das therapeutische Management der PatientInnen deutlich verbessern, sondern auch deren Leben deutlich vereinfachen.