Dem Vorstadium der Zuckerkrankheit, dem sogenannten Prädiabetes, kommt immer mehr Aufmerksamkeit zu. Was man in dieser Phase mit einer Änderung des Lebensstils erreichen kann, erklärt der Präventions- und Sportmediziner Dr. Thomas Sinnißbichler.

Der Diabetes des Typs II wird auch Altersdiabetes genannt, weil er früher einmal fast nur ältere Menschen betroffen hat. Heute haben ihn bereits Kinder und Jugendliche und das Problem nimmt weiter zu. Woran liegt es?

Dr. Sinnißbichler: Ganz eindeutig am Lebensstil! Uns steckt die Steinzeit immer noch in den Knochen, wie ein Bestseller behauptet. Das heißt: wir wären eigentlich Lauftiere, die sich ständig bewegen und sich im Großen und Ganzen karg ernähren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wir essen zu kalorienreich, sind zu dick, die Bewegung haben wir aus unserem täglichen Leben verbannt.

Apropos Lauftiere: kann man dem Diabetes davonlaufen?

Ja, absolut. Vor allem dem so genannten Prädiabetes, das ist das Stadium, in dem bereits erhöhte Blutzuckerwerte vorliegen, wo es sich jedoch noch nicht um einen manifesten Diabetes handelt. Ein Zustand, der aber fast sicher in einen Diabetes mündet, wenn man dagegen nichts unternimmt.

So kann man zum Beispiel durch regelmäßiges Laufen eine Normalisierung der Werte herbeiführen. Das hat ein Patient von mir, der mit dem Laufen begonnen hat, eindrucksvoll bewiesen. Doch viele, die mit regelmäßigem Sport beginnen, bleiben nicht dabei, werden wieder inaktiv und erhöhen dadurch ihr Diabetesrisiko.

Woran könnte das liegen?

Vielleicht liegt es daran, dass der Prädiabetes keine spürbaren Probleme macht, nicht wirklich weh tut. Obwohl erhöhte Blutzuckerwerte bereits in einem frühen Stadium Organe wie Herz, Nieren oder die Augen schädigen.

Sollen also Diabetiker Ausdauersport wie Laufen betreiben oder macht auch Krafttraining einen Sinn?

Natürlich macht auch Krafttraining Sinn. Ich behaupte sogar, dass Diabetes eine Muskelmangelerkrankung ist. Also ein Problem aufgrund einer zu schwach ausgebildeten Muskulatur. Eine gut ausgebildete Muskulatur verwertet nämlich den Zucker im Blut überaus effektiv. Allerdings sollte man den Muskelaufbau ganz gezielt in Angriff nehmen, am besten mit einem Trainer.

Wer also neben seiner Ausdauer auch die Kraft regelmäßig trainiert, ist auf einem guten Weg in Sachen Diabetes-Prophylaxe.

Wie sollte man sich im Stadium des Prädiabetes ernähren?

Konkrete Ernährungstipps sind für die jeweiligen Patienten individuell zu erstellen. Als grobe Orientierung könnte man empfehlen: zu Vollkornprodukten greifen, frisches Obst und Gemüse essen, versteckte Fette in Wurstwaren ebenso meiden wie zuckerhaltige Limonaden. Hochwertige Fette verwenden wie Olivenöl, mageres Fleisch usw.

Sich an diese allgemeinen Richtlinien zu halten, ist nicht besonders schwierig. Ganz wichtig ist, den Kalorienverbrauch zu reduzieren bzw. ihn durch regelmäßige Bewegung anzukurbeln.