Rheuma ist nicht gleich Rheuma. Was genau versteht man unter diesem Sammelbegriff?

Rheuma meint prinzipiell Erkrankungen am Bewegungsapparat, also an den Gelenken, den Muskeln, der Wirbelsäule und den Weichteilen, und fasst damit ungefähr 400 verschiedene rheumatische Krankheiten zusammen. Teilt man diesen Überbegriff in drei große Gruppen, kann zwischen den Gelenksabnützungen, den Arthrosen, den Gelenksentzündungen, wie z.B. der rheumatoiden Arthritis, und dem Weichteilrheumatismus unterschieden werden. Die ersten beiden Formen spielen sich im Inneren der Gelenke ab. Die letzte Gruppe befällt Strukturen außerhalb der Gelenke wie Muskeln und Sehnen.

Gibt es Symptome, die allen rheumatischen Erkrankungen zugeschrieben werden können?

Allen Erkrankungen sind Schmerzen, Einschränkungen in der Bewegung und Kraftlosigkeit gemein. Leidet man länger als drei Wochen an unklaren rheumatischen Beschwerden, sollte man unbedingt einen Spezialisten aufsuchen. Denn so verschieden die Krankheiten in ihrer Ursache und Symptomatik sind, eine rechtzeitige Behandlung ist unumgänglich. Dabei sind vor allem bei Gelenksentzündungen die ersten drei Monate wichtig. Dieses sogenannte „therapeutische Fenster“ entscheidet wesentlich über den weiteren Krankheitsverlauf.

Ein Prototyp der Gelenksentzündungen ist die rheumatoide Arthritis. Woran erkennt man diese Form von Rheuma?

Die rheumatoide Arthritis ist eine der gefährlichsten rheumatischen Erkrankungen, da sie die Gelenke im Gegensatz zur langsamer voranschreitenden Arthrose sehr schnell zerstören kann. Die Ursache dafür sind Störungen unseres Immunsystems, die dazu führen, dass sich der Körper selbst angreift. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Form von Rheuma entgegen der allgemeinen Auffassung in jedem Lebensalter auftreten kann und Frauen häufiger daran erkranken als Männer.

Da gerade in den ersten zwei Jahren die größten Schäden entstehen können, ist das Erkennen von Frühzeichen besonders wichtig. Bei schmerzenden, geröteten oder hitzenden Gelenken, Schwellungen, einer sogenannten Morgensteifheit, Kraftlosigkeit und Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Gewichtsreduktion sollte man sich unbedingt untersuchen lassen. Obwohl in erster Linie kleine Gelenke in symmetrischem Muster wie Finger und Zehen betroffen sind, kann die Polyarthritis auch die inneren Organe schädigen und somit die Lebenserwartung um bis zu 15 Prozent senken.

Welche Behandlungsmöglichkeiten sind bei der rheumatoiden Arthritis am effektivsten?

Bei einer solchen Gelenksentzündung sollte eine Basistherapie die Grundlage jeder Behandlung sein. Darunter versteht man den Einsatz von Medikamenten, um das überaktive Immunsystem zu drosseln und die Entzündung zu bremsen. Die neue Generation dieser Basismittel, die Biologika, kann dabei gezielt die entzündlichen Zellen und Botenstoffe des Immunsystems günstig beeinflussen.

Da starke Schmerzen an den betroffenen Stellen signifikant sind, ist eine Schmerztherapie ein weiterer wesentlicher Bestandteil einer effektiven Behandlung. Darüber hinaus können auch physikalische Therapiemaßnahmen angewendet werden, wie Elektro-, Licht- oder Kältetherapien, sowie eine gezielte Heilgymnastik. Alternativmedizinische Verfahren können die Schulmedizin zusätzlich ergänzen. Ziel ist bei allen Behandlungsformen eine komplette Remission, d.h. ein Zustand ohne entzündliche Aktivität.

Was wären mögliche Präventionsmaßnahmen?

Obwohl rheumatische Erkrankungen zum Teil genetisch bedingt sind, kann man einer möglichen Erkrankung entgegenwirken. Bei jungen Frauen, die rauchen, ist das Risiko einer rheumatischen Arthritis etwa um das 16-fache erhöht. Zudem konnte auch bereits ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem höheren rheumatischen Risiko festgestellt werden. Präventionsmöglichkeiten liegen demnach in gesunder Ernährung, da einige Vitamine entzündungshemmend wirken, und gelenksschonender Bewegung wie etwa Schwimmen.