Wie haben Sie den Allergieschock erlebt?

Ich saß mit meiner Familie an einem schönen Samstagmorgen am Frühstückstisch. Innerhalb von wenigen Minuten hat sich mein Gesicht angefühlt wie ein Fußball und ist derart angeschwollen, dass ich nichts sehen konnte. Ich hatte zunächst das Ei oder die Sojamilch als Auslöser im Verdacht, aber tatsächlich war es die Birke.

Es hat offensichtlich an diesem Tag einen „Pollenbelastungsschub“ in Wien gegeben. Ich habe bei offenem Fenster geschlafen und nachdem der Vorfall um halb acht in der Früh passiert ist, dürfte sich da so einiges angestaut haben. Und dann hat eben das Immunsystem auf den Knopf gedrückt.

Es waren vermutlich nicht nur für Sie, sondern auch für Ihr Umfeld bange Minuten?

Mein Mann hat sofort die Rettung gerufen! Ab diesem Zeitpunkt kann ich mich übrigens an nichts erinnern. Wäre ich allein gewesen, hätte ich nicht gewusst, was ich tun soll. Meine Kinder haben dann noch gesagt: „Mama! Du schaust ja so arg aus!“ (lacht) Aber klar, ich hatte einfach Panik in diesem Moment und ich finde, das kann man auch gern zugeben.

Welche Behandlung war in Ihrem Fall im Akutzustand möglich?

Ich habe Cortison bekommen, das ich leider sehr schlecht vertragen und deswegen nach ärztlicher Rücksprache wieder abgesetzt habe. Zwar war die Schwellung im Sichtbereich halbwegs in Ordnung, aber arbeiten wäre unmöglich gewesen.

Gerade als Politikerin steht man ja im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Wie geht man damit um?

In allen Führungspositionen, in denen man in gewissen Maßen zugeschriebenen Klischees wie Stärke oder Entscheidungsfähigkeit entsprechen muss, ist so eine Situation natürlich sehr schwierig. Ich möchte mich nun wirklich um die Prävention kümmern und nicht bloß wie bisher ein bis zwei Tabletten am Tag schlucken, damit ich arbeitsfähig bin.

In meinem Job kann ich es mir nicht erlauben, rote oder geschwollene Augen zu haben. Man kann dann zehnmal sagen, dass man eine Allergie hat, dennoch wird es als Schwäche ausgelegt. Wir haben uns zwei Tage nach dem Allergieschock dazu entschieden, es publik zu machen.

Denn schließlich geht es vielen Menschen so und das ist keine Schande! Die vielen Genesungswünsche haben mir wirklich gut getan und das würde ich auch gern zurückgeben. Schließlich geht es auch um ein Solidaritätsgefühl!

Sie haben das Thema Prävention angeschnitten. Was kann man tun?

Der legere Umgang à la Medikamente schlucken und damit hat es sich, ist keine Lösung. Erst durch den Allergieschock habe ich gecheckt, dass ich mich damit ernsthaft auseinandersetzen muss. Ich möchte mir nun genau anschauen, welche Möglichkeiten ich habe. Das Problem ist, bei allem, was zeitaufwändig ist, bekomme ich Panik! (lacht) Das geht vielen Frauen und Working Mums so. Die eigene Gesundheit kommt oftmals zu kurz. Durch diese „Gnackwatschn“ muss ich das jetzt wirklich ernster nehmen!

Werden Allergien zunehmend auch zu einem gesundheitspolitischen Problem?

Offenkundig ist, dass Allergien auch mit Umweltschadstoffen zu tun haben. Mittlerweile liegt klar am Tisch, dass etwa Feinstaub die Aggressivität der Erkrankung offensichtlich befördert. Aus diesem Grund ist es auch eine politische Aufgabe darauf etwa in den Bereichen Umwelt- und Gesundheitspolitik zu achten!

Welche Tipps haben Sie für andere AllergikerInnen?

Ich habe viele Rückmeldungen von Menschen bekommen, die auch so extrem auf Einzelstoffe reagieren und wie ich immer einen EpiPen mit dabeihaben. Das ist natürlich auch für die Menschen in deinem Umfeld wichtig, damit sie wissen, was im Notfall zu tun ist.

Mein Tipp ist, Allergien wirklich ernst zu nehmen und nicht einfach nur zu versuchen, es im Alltag irgendwie zu handhaben. Es gibt mittlerweile wahnsinnig viel Forschung auf dem Gebiet und viele ÄrztInnen und Zentren, die sich darauf spezialisiert haben. Schauen Sie genau hin und holen Sie sich Beratung!